Max-Planck-Arbeitsgruppe
„Transformationsprozesse"
(AG TRAP)
Förderungszeitraum: 1.1.1992
bis 31.12.1996
Institutioneller Rahmen
Die volle Bezeichnung der Arbeitsgruppe
lautete „Transformationsprozesse in den neuen Bundesländern. Die Herausbildung
eines Systems der gesellschaftlichen Interessenrepräsentation". Die Gruppe
entstand auf der Basis des im Dezember 1991 zwischen der Max-Planck-Gesellschaft
und der Humboldt-Universität geschlossenen Kooperationsvertrags. Sie
wurde von Helmut Wiesenthal geleitet und vom Max-Planck-Institut für
Gesellschaftsforschung, Köln, verwaltungstechnisch betreut. Die wissenschaftliche
Begleitung und jährliche Evaluation oblag einem Beirat, dem Herbert Kitschelt,
Gerhard Lehmbruch, David Soskice, Hellmut Wollmann und Wolfgang Zapf angehörten.
Es handelte sich um einen neugegründeten Forschungszusammenhang, der
keinen Vorläufer im Wissenschaftssystem Ostdeutschlands hatte. Neben
dem für Organisation und die Infrastruktur (Bibliothek, EDV,
Sekretariat, Publikationen und Verwaltung) zuständigen Personal gehörten der Arbeitsgruppe
vier wissenschaftliche Mitarbeiter/innen, vier Doktorand/inn/en,
vier Post-doc-Stipendiatinnen und sechs studentische Hilfskräfte an. Außerdem
waren durchschnittlich drei bis sechs (teilweise fremdfinanzierte)
Gastwissenschaftler beteiligt.
Forschungsprogramm
Bevorzugte Forschungsgegenstände
waren (1) die Entstehung und Entwicklung von Interessenorganisationen in
den neuen Bundesländern, (2) Verbände als Akteure der Transformation
postsozialistischer Gesellschaften, (3) Formen der Interessenvermittlung im
Prozeß der sozio-ökonomischen Transformation sowie (4) materiale
Ergebnisse der sektorspezifischen Transformationsprozesse. Die theoriebezogenen
Forschungsinteressen zielten auf (i) kontext- und akteurorientierte
Erklärungen der Typik und der Beteiligungsformen von Interessenorganisationen
in den Transformationsprozessen sowie (ii) generalisierbare Erkenntnisse
über das Entscheidungsverhalten kollektiver Akteure unter Bedingungen
hoher Umweltunsicherheit und dynamischer Mitgliederinteressen. Das übergreifende
Thema war die Herausbildung von Akteuren und Institutionen der gesellschaftlichen
Interessenvermittlung in ehemals sozialistischen Gesellschaften. Die Projekte
der Arbeitsgruppe konzentrierten sich demgemäß auf die entstehenden
Formen „funktionaler" (im Unterschied zur parteivermittelten „territorialen")
Interessenrepräsentation in verschiedenen ost- und ostmitteleuropäischen
Staaten (v.a. Estland, Polen, Rußland, Slowakische Republik, Tschechische
Republik, Ungarn). Es wurden (überwiegend) qualitative Daten über
Prozesse der Verbandsbildung, der zwischenverbandlichen Interaktion und der
Entstehung von Beziehungen zwischen Verbänden und Staat erhoben und
analysiert. Das Interesse an diesem Gegenstand gründete sich nicht nur
auf die historische Singularität der ungewöhnlich raschen und weitreichenden
Wandlungsprozesse, sondern entsprang u.a. zwei theoretisch inspirierten Fragen,
zum einen der Frage nach den hinreichenden Bedingungen für anspruchsvolle
Projekte der intentionalen Institutionenreform, zum anderen der Frage nach
den Faktoren und Hindernissen der (Selbst-)Organisation und (Selbst-) Programmierung
von strategischen Kollektivakteuren.
Die Mehrzahl der in der Arbeitsgruppe
bearbeiteten Projekte war dem Studium der Organisation von Wirtschaftsinteressen
gewidmet. Ein erster Schwerpunkt lag auf den Spitzenverbänden der deutschen
Wirtschaft und ihrer Rolle bei der Transformation bzw. dem wirtschaftlichen
Aufbau der neuen Bundesländer, einen weiteren Schwerpunkt bildete die
Untersuchung der Selbstorganisation von Wirtschaftsinteressen in einer Region
Rußlands. In den beiden letzten Jahren hatte sich der Schwerpunkt der
Arbeit in zwei Richtungen verlagert - einerseits in Richtung theoretisch akzentuierter
Analysen sektoraler Steuerung (insbes. durch intermediäre Organisationen),
andererseits zugunsten komparativer Untersuchungen der Interessenvermittlung
in postsozialistischen Ländern.
Je fünf der in der zweiten Hälfte
des Förderungszeitraums bearbeiteten Projekte waren den Schwerpunkten
„Transformationen in den neuen Bundesländern" und „Vergleichende Analyse
sektoraler Entwicklungen in Ostdeutschland und ostmitteleuropäischen
Staaten" zugeordnet. Je ein Projekt beschäftigte sich mit „Transformationsprozessen
in der Russischen Föderation" respektive „dem Sonderstatus des Transformationsfalles
Ostdeutschland".
Zu den
Publikationen, Forschungsberichten und Arbeitspapieren