Protokoll zur Seminarsitzung am 29.04.2002

Protokoll: Julia Czaya
Thema: Neo-Institutionalismus von March und Olsen
 

Tagesordnungspunkte:
1. Vorstellen des Protokolls vom 22.04.2002
2. Referat zum Neo-Institutionalismus (Stephan Grohs)
3. Diskussion des Referats und der Thematik dieses für das PJ
4. Arbeitsplan
5. Verschiedenes
 

zu 1.: Protokoll vom 22.04.2002

- Kurzes Vorstellen seitens des Verfassers
- Es wurde der gemeinsame Beschluß getroffen, daß am Anfang jeder Seminarsitzung eine kurze Wiederholung des Protokolls als Einführung stattfindet.
- Festlegung bestimmter Formalien für nächste Protokolle: keine layouttechnischen Einrückungen oder Pfeile für Aufzählungen. Abgabe in HTML- oder pdf-Format konvertiert möglich

zu 2.: Referat

- Nach dem Vortragen des Referats wurden einige Verständnisfragen geklärt  und es kam die Frage auf, in welchem Sinne der Begriff „Institution“ von March & Olsen benutzt wird. Er grenzt sich deutlich vom ökonomischen Terminus technicus ab und umfaßt die auf dem Thesenpapier aufgeführten Punkte A-D.

zu 3.: Diskussion des Referats und thematische Relevanz für das PJ

a) der Begriff der Institution:

- In den Sozialwissenschaften bzw. im PJ ist die (mögliche) begriffliche Exaktheit des Fachtermini „Institution“ in dem Maße wichtig, als daß sich das Seminar mit dem institutionellen Wandel, der Reformen einläutet, in Ländern beschäftigt; in der Wissenschaft herrschen unterschiedliche Interpretationsweisen, welche die jeweilige Forschungsrichtung des Interpreten widerspiegeln (siehe Punkte A-D auf Thesenpapier).

b) Exkurs: Voraussetzungen eines rationalen Reformprojektes:

- Damit der institutionelle Wandel durchgeführt werden kann, benötigen die politischen Akteure z. B. Ressourcen. Sie müssen den Ausgangszustand mit Hilfe diagnostischer Hypothesen identifizieren, die einen Kausalzusammenhang zwischen Ursache und Wirkung aufzeigen (kausal-analytisch), sowie einen Zielzustand, der eine Differenz zum Anfangszustand aufweist (vergleichend).
- Es kam das Problem auf, daß die Möglichkeiten, geeignete Vorschläge zum Gelingen eines Reformprojektes abzugeben, sich darauf beschränken, daß der Beobachter per se in ein soziales System eingebettet ist und dementsprechend in seiner Wahrnehmungsweise „eingefärbt“ ist („embeddedness“, Granovetter). Daraus folgt die Unmöglichkeit des Forschers, den Forschungsgegenstand distanziert zu analysieren.

c) Exkurs: Leistungen der Wissenschaft allgemein aufgrund des Problems „embeddedness“

- Es wurde im Seminar die Frage aufgeworfen, worin dann die (beschränkte) Leistung der Wissenschaftler liegt, wenn der Beobachter selbst Teil des Systems ist und dementsprechend sich dem Geschehen, daß er untersuchen möchte, nicht entziehen kann.
- Die genannten Leistungen liegen u.a. darin, Ursachenfindung zu betreiben, Deutungen anzubieten und Konsequenzen für Phänomene aufzeigen.
- Es besteht die Möglichkeit, ein Modell, z. B. das Rationalmodell, zu unterstellen, welches die Realität nicht wahrheitsgemäß abbildet, denn dadurch läßt sich deviantes Verhalten erklären, wenn man Modell und Phänomen vergleicht.

d) Anknüpfung an b)

- Obwohl das Rationalmodell aufgrund seiner einfachen (nutzenmaximierender) Akteurshandlungen nicht vollständig die Realität wiedergibt, ist es - wie die Diskussion ergab - in der Politik nicht ganz zu vernachlässigen.
- Es liegen (fast) keine bekannten Beispiele in der Realität vor, die ein zufälliges Zustandekommen von Reformen belegen, d.h. die beteiligten Akteure müssen bewußt, zielorientiert gehandelt haben. Dieses rationale Handeln läßt sich im Rationalmodell wieder finden.
- Es ist aber eine andere Sache, ob nicht doch unbeabsichtigte „Nebenprodukte“ bei der rationalen Zielrealisierung der Akteure auftauchen. Dieses ist ein Zeichen für kein vollständig rationales Handeln und trifft den Kern des Neo-Institutionalismus.
- Während das Rational-Handlungsmodell eine pärskriptive Note hat und empirisch-analytisch aufgehangen ist sowie eine Maximierungsmöglichkeit beinhaltet ist, zeichnet sich das Modell des Neo-Institutionalismus zwar auch durch empirisch-analytische Erkenntnisse aus, doch weist es keine Präskriptivität auf.
- Deswegen sollen die Modelle komplementär zueinander verstanden sollen. Das Modell von March & Olsen ist als eine Kritik am Rationalmodell zu sehen und versucht seine „Lücken“ aufzufüllen (siehe Punkte A-D auf dem Thesenpapier).
- Daraufhin wurde eine Arbeitshypothese für das weitere Vorgehen in Seminar entwickelt, daß die Akteure zwar intentional rational handeln, aber an der Stelle wie dieses Handeln strukturiert ist, hilft der Neo-Institutionalismus.
- Ein Ziel im PJ besteht darin, eine systematische Grenze zwischen dem Modell des rationalen Handelns und des Neo-Institutionalismus zu ziehen.
- Die Ergebnisse aus eben genannten von March & Olsen führen zu dem Resultat, daß der Akteur begrenzt rational handelt; hier lassen sich Parallelen zu Simons „bounded rationality“ ziehen, die Thema der nächsten Sitzung ist.
 
 

zu 4.: Arbeitsaufgabenverteilung

- am 13.05.:
  Thema: „Social Choice und Collective Action“ (Textangabe steht noch aus)
   Referentin: Sandra Lange
   Protokoll: Wenke Seemann
   Gesprächsleitung: Lena Ruthner

- am 20.05. Pfingstmontag, fällt aus

- am 27.05. in der ersten Hälfte:
  Thema: „Luhmann-Scharpf-Kontroverse“
  Referentin: Lena Ruthner
  Protokoll: Christian Dunkel
  Gesprächsleitung: Silvia Hartmann
- am 27.05. in der zweiten Hälfte:
  Thema: Popper
  Referentin: Fr. Pohlmann

zu 5.: Verschiedenes:

- keine nennenswerten Angaben
 


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rev. 30.05.2002
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