Forschung



Gesellschaftliche Implikationen der Technologie des Cloud Computing

Expertise zur Forschungsplanung der Arbeitsgemeinschaft für Sozialforschung e.V.
von Norbert Kostede

Um die Frage nach forschungsrelevanten Bereichen der Technologie des Cloud Computing zu beantworten, wird in dieser Expertise zunächst allgemein die Bedeutung dieser Technologie für den gesellschaftlichen Wandel in den kommenden Jahrzehnten skizziert. Dies betrifft sowohl Potentiale wie Risiken dieser Technologie.

Als Ausgangspunkte bieten sich zwei Definitionstypen an, ein wissenschaftlicher und ein alltagssprachlicher; letzterer wird zumeist von den Anbietern kommerzieller CC-Rechenzentren formuliert. Während die zentralen Begriffe einer wissenschaftlichen Definition (Skalierung, Virtualisierung, Hybridität etc.) dem Laien meist unverständlich bleiben und die gesellschaftlichen Implikationen in solchen Definitionen meist ausgeblendet werden, sind alltagssprachliche Versuche entweder marketing-lastig ("CC - die neue Internetrevolution") oder derart flach (zum Beispiel: "Bereitstellung von gemeinsam nutzbaren und damit kostensparenden IT-Leistungen"), dass weder die historische Dimension dieser Technologie noch ihr Risikopotential begriffen werden kann. (...)
Zur vollständigen Expertise als PDF.



Die Zukunft des "Modell Deutschland"

Sonderheft
Die Sonderbedingungen der deutschen Einheit und die Herausforderungen der rasch wachsenden weltwirtschaftlichen Integration stellen das Institutionensystem Deutschlands auf eine harte Probe. Nachdem Helmut Wiesenthal im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Max-Planck-Gesellschaft und an der Humboldt-Universität die Transformationsprozesse (post-) sozialistischer Staaten untersucht hatte, widmet er sich nach seiner Emeritierung im März 2003 v.a. der Analyse des Anpassungsbedarfs der kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsstaaten. Im Zentrum der - nun im Rahmen der AfS durchgeführten - Forschungen steht die Zukunft des sog. Modells Deutschland.

Als Ergebnis wird festgestellt: Die Vorzüge des Modells "D" bestanden nur während einer begrenzten historischen Periode. Sie haben sich - nicht zuletzt als Folge der Konditionen der deutschen Einheit und im Hinblick auf den demographischen Wandel - überwiegend in Handikaps verwandelt. Dringender Reformbedarf besteht in nahezu allen Politikfeldern.

Detaillierte Forschungsergebnisse liegen u.a. in folgenden Publikationen vor:

Wiesenthal, Helmut, 2005: Wirtschaftskonservatismus - das Münchhausen-Dilemma der Reformpolitik. In: Berliner Republik, 7 (4), S. 54-63.

Wiesenthal, Helmut, 2004: Wahrheit und Demokratie. 'Neoliberale' Reformen als Katalysator eines neuen Parteiensystems? Kommune 22 (4), S. 56-67.

Wiesenthal, Helmut, 2004: Nach der "Agenda 2010": Zur Aktualität weitergehender Reformen und den Perspektiven ökologischer Politik. In: Zwengel, Ralf (Hg.): Gesellschaftliche Perspektiven. Arbeitsmarkt, Ökologie und Reformpolitik, EU-Erweiterung. Essen: Klartext Verlag, S. 105-119.

Wiesenthal, Helmut, 2003: German Unification and 'Model Germany': An Adventure of Institutional Conservatism. In: West European Politics, 26 (4), S. 37-58.

Wiesenthal, Helmut, 2003: Ausbruch aus der Zeitschleife? Das Ende des Modells Deutschland, der Egoismus der Gewerkschaften und die Chancen des grünen Reformmotors. In: Kommune, 21 (3), S. 56-66 u. 83-84.

Wiesenthal, Helmut, 2003: Konjunkturen des Machbaren - Beobachtungen auf der Fährte der rationalitätskritischen Theorie. In: Nassehi, Armin; Schroer, Markus (Hg.): Der Begriff des Politischen. Soziale Welt Sonderband 14. Baden-Baden: Nomos, S. 519-537.

Wiesenthal, Helmut, 2003: Beyond Incrementalism: Sozialpolitische Basisinnovationen im Lichte der politiktheoretischen Skepsis. In: Mayntz, Renate; Streeck, Wolfgang (Hg.): Die Reformierbarkeit der Demokratie. Innovationen und Blockaden. Festschrift für Fritz W. Scharpf. Frankfurt/New York: Campus Verlag, S. 31-70.




Forschungsprojekt "Neue Technologien und sozialverträgliche Arbeitszeitgestaltung"

signum Der volle Titel des Projekts lautet "Marktrationale Rahmenbedingungen und innovative Organisationsformen einer sozialverträglichen Arbeitszeitgestaltung beim Einsatz neuer Technologien". Das Projekt wurde vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms "Mensch und Technik - Sozialverträgliche Technikgestaltung" gefördert. Die Forschungen wurden 1987 bis 1989 durchgeführt.


Ausgangsüberlegungen und Fragestellung des Projekts

Mit zunehmendem Einsatz der mikroelektronischen IuK-Technologie verändern sich Fertigungs- und Bürotechniken und der Zuschnitt von Arbeitsaufgaben: Aufgabenbestandteile werden in Funktionen der technischen Ausrüstung oder der EDV-Programme überführt, die Beschäftigten erhalten veränderte Aufgaben oder ihre Arbeitsplätze fallen weg. In der Anpassung an schwierigere Marktbedingungen werden auch die Organisations- und Arbeitszeitstrukturen "rationalisiert": die Betriebszeiten werden verlängert, d.h. von der Arbeitszeit "entkoppelt"; der Produktionsrhythmus folgt stärker der Marktnachfrage und wird "entstetigt"; die Arbeitszeiten von Abteilungen und Arbeitskräftegruppen werden "differenzierter".

Bisher waren Arbeitszeiten wesentlich von den Tarifparteien bestimmt. Jedoch stossen die Gewerkschaften mit der tarifvertraglichen Normierung der Arbeitszeit zunehmend auf das Problem, dass Arbeitszeitverkürzungen mit Formen der Arbeitszeitflexibilisierung beantwortet werden. Gleichzeitig greift der Gesetzgeber in den Zusammenhang von Arbeitszeit, Arbeitsentgelt und Beschäftigung mit dem Ziel der "Deregulierung" ein.

Doch die faktischen Arbeitszeiten, die als Taktgeber "sozialer" und biographischer Zeit von jeher in Politikum waren, werden auch für die Seite der Arbeitskräfte, der Erwerbslosen und der Frauen in Frage gestellt. In der industriellen Arbeitsgesellschaft können ein selbständiger und sicherer Lebensunterhalt sowie Einkommensansprüche bei Krankheit, Arbeitsunfähigkeit und im Alter nur durch einen Vollzeit-Arbeitsplatz gesichert werden. Wer ihn verliert oder nicht erlangt, bleibt von persönlichen Beziehungen abhängig oder lebt im Abseits. Andererseits verfügt, wer "voll" arbeitet, über zu wenig freie Zeit für andere Verpflichtungen, soziale Tätigkeiten oder persönliche Interessen.

Mit der zunehmenden Beteiligung der Frauen an der bezahlten Arbeit ist ein neues gesellschaftliches Lebensmuster entstanden: Trotz Arbeitslosigkeit wächst die Integration der Frauen in die Erwerbsarbeit, ihr Anspruch auf selbständiges Einkommen wird mehr und mehr anerkannt. Jedoch lassen sich Mutterschaft und eine Erwerbsrolle ohne Benachteiligungen nur in seltenen Ausnahmefällen vereinbaren. Das Dilemma vieler Frauen, zwischen Vollzeitarbeit und Nur-Hausfrau wählen zu müssen, steht inzwischen exemplarisch für den Bedarf an arbeitkräfteorientierten Arbeitszeitregelungen. Er geht z.Zt. noch von den Frauen aus, aber betrifft auch die Männer, wenn sie sich verstärkt an Hausarbeit und Kinderbetreuung beteiligen wollen.